Re: Echtes Pärchen nach Kastration
von lipeka » Di 17. Apr 2012, 15:25
So, nun sind 3 Wochen seit der Kastration vergangen. Das kleine Männlein ist weiterhin wohlauf – keine Veränderung zu bemerken.
Worauf ich bei ihm nun besonders achten muss ist sein Gewicht, weil er als Angehöriger einer ohnehin diabetesanfälligen Gattung durch die Kastration noch eher zum Dickwerden neigen könnte, was die Entwicklung eines Diabetes Typ 2 begünstigt.
Er wiegt aber bis jetzt – nach wie vor – 38 g, und ist sehr flink und wuselig geblieben.
Was sich natürlich noch ändern kann.
Sein Futter mische bei MYP selbst und er bekommt zusätzlich viel frische Kost.
Seit einer Woche lebt er mit seinem Weibchen zusammen.
Und hier beginnt die Geschichte von Millie und Winnie:
Millie: Ein mittlerweile ein Jahr altes Campbellweibchen, seit 6 Monaten bei mir.
Sie hat in ihrem alten Leben bereits 2 Würfe Junge gehabt, mit denen sie zusammen in einem Miniknast hauste, bis man sie endgültig loswerden wollte.
Sie ist futterzahm und klettert für Futter auch auf die Hand, gerät aber in Panik, wenn man sie aufnehmen will.
Ansonsten ist sie nicht scheu, sondern kämpferisch und neugierig.
Ihr gesamtes Gehege wird von eindringenden Händen verteidigt (sie boxt erst gar nicht, sondern beißt gleich zu), im Auslauf lässt sie das, seit sie futterzahm ist.
Winnie: ein mittlerweile 17 Wochen altes Campbellmännchen, das aus artgerechter Haltung mit einer guten Sozialisierung stammt, die neben seinen 5 Geschwistern erst durch Mama und Tante, und dann noch bis zur 12. Woche durch Papa und 3 Brüder erfolgte.
Er ist völlig hemmungslos zahm und verteidigt außer dem Inneren seines Schlafhauses so weit nichts. Nur die Füße in seinem Auslauf haben ihn anfangs veranlasst, sie anzugreifen, bis er sich daran gewöhnt hatte, dass sie dort immer Mal vorkommen, ohne ihm was zu Klauen. Wog bei seinem Einzug hier 38 g und wiegt das noch immer.
Diabetesfrei.
Die Vorbereitung:
Dazu habe ich die beiden Freiläufe zu einem großen verbunden, während die beiden in ihren Gehegen schliefen. Macht nun eine Fläche von etwa 4-5 m² (abgetrenntes, voll gesichertes Zimmer mit zwergentauglichem Zubehör).
Die 25’er Holzräder stehen dort nun dicht nebeneinander in einer geschützten Ecke – sich zugewendet –, alles andere (viele kleine Unterschlüpfe, Kletterturm, Röhren, Kisten mit Sand und Maisspindelgranulat, noch ein Flyer und ein 32’er ) ist erst einmal geblieben wie es war, nur die Trennwand ist weg und ein 32’er Holzlaufrad, in dem auch bequem zu zweit gelaufen werden kann, ist zusätzlich neu hinzugekommen.
Beide Hamster schliefen derweil in ihrem jeweiligen 100x50 Gehege, welche zum Auslauf hin immer offen stehen.
Ausstattung der 100x50 Gehege:
Beide Gehege sind über die gesamte Fläche mit 20 cm hoher Einstreu gefüllt.
Sie haben je eine Sandbadetage (50x30), 1 Etage für Frifu und Wassernapf (30x20), je ein 3-Kammer-Unterstreuhaus und dazu noch ein kleineres Einkammer-Nebenhäuschen. Diverser Kleinkram wie Korkröhren, Holzröhren, Grasnester, Weidenbrücken, Wurzeln, z.T. vergraben.
Das Trockenfutter befindet sich täglich vergraben in den Maisspindelkisten im Auslauf.
(Da die Gehege permanent offen sind, stellen die weiten Etagen des Geheges kein Belüftungsproblem dar).
Verhalten während der Kennenlernphase:
20 Uhr: Winnie kommt aus seinem Unterstreuhaus heraus und nimmt nach einem Gang durch sein Gehege seinen gewohnten Weg in den Auslauf – stutzt – und erkundet sofort den neu eröffneten Bereich des Auslaufs – sichtlich verzückt auf den Spuren des Millie-Duftes, den er schon vom täglich wechselnden Rad kennt.
Weil es ungünstig ist, dass das Böckchen gleich bei der 1. Begegnung im Gehege des Weibchens auf selbiges trifft, mache ich Millies Gehege schnell zu.
Das findet er blöd und sucht rundherum nach Einlass.
Aufgeregt flitzt er immer wieder durchs ganze Revier und radelt wie verrückt in beiden Rädern abwechselnd. Auf dem Flyer und kurz in dem neuen 32’Rad – das aber uninteressant scheint (und nicht nach Millie riecht)
Millie hingegen schläft noch, bzw. hat ihr Unterstreuhaus noch nicht verlassen. Es raschelt drinnen aber hier und da.
21: 20 Uhr: Millie kommt aus ihrem Unterschlupf hervor, putzt sich und frisst genüsslich am Frifu, während Winnie hinter den Rädern in einer Sandschüssel hockt und Körner aus seinen Backentaschen knuspert.
Ich öffne Millies Gehege und sie läuft wenig später hinaus, merkt aber scheinbar gar nichts, sondern flitzt schnurstracks in eines der Räder (ihres steht dort, wo es immer stand, Winnies nun daneben) um darin zu sausen, was sie zu Anbeginn immer macht.
Winnie kommt aus der Schüssel hinter dem Rad hervor, springt in das laufende Rad – sie hinaus.
Eine Weile geht das hin und her.
Nach etwa fünf Minuten rennt Millie los – jetzt durch den gesamten Auslauf – neugierig auf alles Neue – er immer hinterher.
Als sie in sein Lehmhaus kriecht, kriecht er hinterher und wird mit einem Quieken darauf aufmerksam gemacht, dass das nicht okay ist. So kommt er wieder hervor und putzt sich vor dem Eingang.
Nach einer Weile kommt sie heraus – er auf sie drauf – und sie wirft sich auf den Rücken.
Er beschnuppert sie ausgiebig zwischen den Hinterbeinchen, bis sie wieder aufspringt und weiter rennt.
Er wieder hinter ihr her.
Beide Gehege halte ich wohlweislich geschlossen, da es vorläufig ungünstig wäre, wenn sie in einem verschwinden würden und sich dabei eventuell meinem Blickfeld und eventuellem Zugriff entziehen.
Das irritiert Millie, denn sie sucht erst nach dem Eingang seines Geheges und ist dann sichtlich irritiert, nicht in ihres gelangen zu können.
Mitten im Auslauf putzt und putzt sie sich und rennt immer wieder zu ihrem Aufgang.
Winnie hockt in der Nähe und putzt sich auch, rennt immer wieder zu ihr, worauf sie abhaut, Runden durchs Gehege dreht und zunehmend dringend in ihr Gehege möchte.
Als ich es öffne, verschwindet sie schnurstracks in ihrem Unterstreuhaus und er hinterher.
Ein kurzes Piepen von ihr – er bleibt aber drin. Dann Ruhe.
Das war es für diesen Abend. Ich habe mich bis 1Uhr nachts lesend geduldet, aber beide Hamster nicht mehr gesehen. Ein paar Mal kam ein sehr leises und kurzes Piepen aus Millies Unterstreuhaus. Das war’s.
Hatte ich mir aufregender vorgestellt.
Bevor ich mich schlafen legte (im selben Zimmer) habe ich im Auslauf alle Spuren beseitigt und auch im Gehege alles so geglättet, dass ich am nächsten Morgen auf Spurensuche gehen konnte.
Rundgang am nächsten Morgen:
Im Auslauf und in Winnies Gehege finden sich überhaupt keine Spuren – in Millies Gehege ist der Sandbereich voller Tapsen, das Frifu deutlich reduziert. Köttel auf den Ebenen.
Der 1. Tag nach dem Kennlernabend
10 Uhr morgens: Millie und Winnie plündern Millies Maisspindelkiste und kehren mit vollen Backentaschen in Millies Nest zurück.
Winnie kommt noch einmal hervor, um auch aus seiner Kiste abzutransportieren, was er finden kann. Er bringt es in Millies Haus und taucht nicht mehr auf.
16 Uhr: Zumindest ein Hamster muss den Spuren nach auch in Winnies Gehege gewesen sein.
19 Uhr: Beide Hamster laufen in den 25’er Rädern. Mal zusammen, mal jeder in einem … wechselnd.
20 Uhr: Beide hocken hinter den Rädern in der Sandschüssel nebeneinander, mal putzend, mal dösend.
Später sehe ich Millie umherlaufen und auch in Winnies Gehege verschwinden, dann geht sie nach neben an in ihr Unterstreuhaus. Er radelt und bleibt ansonsten in der Sandschüssel.
Der 2. Tag nach dem Kennlernabend:
Morgens deutliche Spuren überall: Um alle Räder herum Köttelchen. Kornhülsen in der Sandschüssel hinterm Rad und in diversen Unterschlüpfen, Köttel im Auslauf verteilt. Die Sandkisten voller Tapsen.
Das dollste: In Winnies Gehege sind alle Hauseingänge des Unterstreuhauses sowie des Nebenhäuschens resolut zugebuddelt.
Alles Frifu abtransportiert.
Kontrollblick in seine Häuschen: Toilette unbenutzt, Nest unversehrt – kleiner Körnervorrat, so wie er ihn immer hatte, noch vorhanden.
In seinem Sandbereich mäßige Spuren.
Im Laufe des Tages sehe ich Millie 2x wach und unterwegs, einmal Winnie – nie zusammen, aber stets in ihrem (Millies) Unterstreuhaus wieder verschwunden, wobei seine Rückkehr mit einem leisen Piepen ihrerseits kommentiert wird, während ihr Heimkommen geräuschlos verläuft.
Abends Ruhe bis 23:30
Als erster ist Winnie zu sehen – er radelt in einem 25’er Rad und wuselt dann umher.
Nach 1 Uhr entdecke ich sie beide hinter den Rädern in ihrer Schüssel.
Sie kommen beide, um sich je einen Pinienkern abzuholen.
Am nächsten Morgen überall Spuren – Winnies Häuser weiter fest verschlossen.
3. Tag - Die Futterprobe:
Weil ich Winnie als 1. sehe, bekommt er 5 Körnchen Bockshornklee von mir, die er sich freudig abholt.
Am nächsten Abend riechen beide nach diesem intensiv würzigen (Maggie)- Geruch, den sie nur annehmen, wenn sie Bockshornkleesamen gefressen haben.
Millie hat also etwas davon abbekommen.
Als sie am 5. Tag wieder völlig geruchsfrei sind, mache ich die Umkehrprobe und tatsächlich muss auch sie etwas davon Winnie überlassen haben, denn wieder riechen beide am nächsten Tag danach.
Am 7. Tag
Winnies Gehege habe ich abgebaut. Zwar waren noch täglich neue Spuren darin zu finden, aber das Hauptquartier ist ganz offensichtlich Millies Gehege.
Beide Hamster bewohnen einvernehmlich ihr nun gemeinsames Gehege, das ehemals Millies war.
Sie streiten nicht, machen vieles gemeinsam, sind aber auch alleine anzutreffen.
Das Nebenhäuschen (Einkammer 10x15) wird sporadisch genutzt – meist von Winnie – aber auch Millie kommt manchmal dort hervor – hauptsächlich verschwinden sie aber im Unterstreuhaus, wo es eine Schlafkammer gibt (15x15), in der auch ein kleiner Körnervorrat liegt. Die Toikammer (15x15) wird von beiden benutzt und nur dort landet das kleine Geschäft (außer ein bisschen in den Ecktois des Auslaufs). Die 3. Kammer (10x10) ist, wie zuvor, als Millie noch alleine dort lebte, mit einer Liegemulde im Streu ohne weiteres Nestmaterial versehen, und einigen Köttelchen bestückt. Auch dort wird sich also aufgehalten, scheinbar aber selten.
Im „Flur“ finden sich alle paar Tage Häufchen von Kötteln, offensichtlich aus dem Nest befördert (und bereit zum Abtransport für die KG).
Das Große 32’Rad wird gerne gemeinsam genutzt, aber auch die beiden nebeneinander stehenden 25’Räder. Der große Flyer (30 cm Durchmesser) ist nicht so beliebt.
Die Kisten, die noch doppelt waren, sind reduziert und es gibt nun nur noch eine große Sandkiste (50x40) mit einem kleinen Häuschen drin (Einkammer, 10x15), dessen Eingang auch mit viel Sand fest verschlossen wurde – und eine Maisspindelkiste (50x40), in der es weiterhin das Trockenfutter gibt.
Trockenfutter wird regelmäßig von beiden eingesammelt. Mal gemeinsam, mal einzeln.
Frischfutter bleibt eigentlich auf der Futterebene im Gehege und was doch abgeschleppt wird, landet maximal im Flur des Unterstreuhauses, nie im Nest oder den Nebenkammern.
Deckakte habe ich bisher noch keine beobachtet.
Sie kuscheln aneinander – hocken aber auch teilweise jeder für sich.
Sie stehen manchmal gemeinsam auf – dann wieder sehe ich nur einen von beiden.
Gegenseitige Fellpflege findet vor meinen Augen nur selten statt.
Sie sind aber den Geräuschen nach (rascheln, manchmal leises piepen) öfter zusammen im Unterstreuhaus wach und beschäftigt.
Gibt es Leckerchen für einen, während der andere abwesend ist, zieht sich der beschenkte manchmal in eine Ecke zurück, um aufzuknabbern, manchmal verschwindet er sofort damit im Nest beim Partner. Beide machen das mal so, mal so.
Die Bockshornprobe zeigt aber ja, dass sie tatsächlich auch teilen.
Bekommen sie beide gleichzeitig Hirsekolben oder Flachsähren angeboten, heimst jeder ein, was er ergattern kann, ohne dass sie sich dabei gegenseitig anfeinden.
Winnie muss dabei nicht zurückstecken. Nimm, was du erwischen kannst, scheint die Devise zu lauten.
Manchmal beschnüffeln sie sich nach solch einem Beutezug ohne weitere Konsequenz kurz am Mäulchen, bevor sie den Ort der Plünderung verlassen.
Winnie frisst auch seelenruhig aus seinen Backentaschen oder am Frifu, wenn Millie anwesend ist. Sie stört sich nicht daran.
Manchmal frisst nur einer in Gegenwart des anderen, manchmal fressen beide gleichzeitig.
Finden sie Kolbenhirse oder Flachsähren, wird das einvernehmlich und in Windeseile eingesackt und nichts zurückgelassen.
Im 2 Verstecken im Auslauf, so wie in der Nestkammer, sind kleine Vorratslager angelegt.
Ihr Verhalten zu mir hat sich nicht geändert – Millie ist futterzahm und dann auch bereit, auf meine Hand zu krabbeln.
Winnie ist äußerst neugierig und absolut frei von jeder Scheu. Er lässt keine Gelegenheit aus, um mich nach etwaigen Leckerchen abzusuchen.
Alles in allem verhalten sie sich sehr ähnlich dem Pärchen, das ich mal aus Versehen vergesellschaftet hatte, als ich noch ziemlich unwissend war, und das dann leider Nachwuchs bekam.
Hier endet mein Bericht erst einmal.
Da die Hormonlage eines kastrierten Männchens sich mit der Zeit aber immer verändern kann (etwas Testosteron wird auch von den Nebennieren gebildet. Die Menge entscheidet wohl, in wieweit das Männchen sich körperlich und /oder auch im Verhalten verändert. Unfruchtbar bleibt es aber in jedem Fall), werde ich sporadisch einen kurzen Bericht einstellen, ob Winnie gesund geblieben ist - und natürlich, ob sie sich noch verstehen.
Selbstverständlich dürfen die beiden auch wieder ein Singledasein führen, wenn es zu Streitigkeiten kommen sollte oder einer der beiden plötzlich dominiert würde. Denn gerade diese Dominierung – und auch räumliche Begrenzung – stört mich an der gleichgeschlechtlichen Gruppenhaltung.
Ein alleingehaltener Campbell kam mir aber zunehmend unnatürlich vor und nachdem ich den Vergleich zu meinem versehentlich echt verpaarten Pärchen hatte, konnten mich die Gegenargumente auch alle nicht mehr überzeugen, denn offensichtlich richtet sich das Aggressionspotential der Weibchen nicht gegen ihren festen Partner.
Wenn man sieht, wie Winnie und Millie zusammen leben und gemeinsam auf Tour gehen kann man sich doch vorstellen, dass ihnen ein Teil ihres natürlichen Verhaltens und somit ein unersetzlicher Unterhaltungswert verwehrt würde, wenn ich sie einzeln hielte.
Sollte sich aber bei Winnie eine gesundheitliche Beeinträchtigung einstellen, die auf die Kastra zurückzuführen ist, wäre das für mich ein zwingender Grund, in Zukunft wieder von einer solchen Haltungsform abzusehen.
viele liebe Grüße
Eva :)